Kein Kinderspiel by Dennis Lehane

Kein Kinderspiel by Dennis Lehane

Autor:Dennis Lehane [Lehane, Dennis]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-30T05:00:00+00:00


19

Wir landeten auf dem Anfängerskihang des Naturschutzgebiets Blue Hills. Sauber kamen wir zwischen den Skiliften herunter und sahen zu, wie es uns der zweite Hubschrauber nachtat. Er landete in ungefähr zwanzig Metern Entfernung.

Wir wurden begrüßt von mehreren Polizei- und Krankenwagen, zwei Autos der Ranger und einigen Streifenwagen der State Police.

Broussard sprang aus dem zweiten Hubschrauber, rannte auf den erstbesten Polizeiwagen zu und zog den uniformierten Beamten vom Fahrersitz.

Ich lief zu ihm, als er den Motor anließ. »Wo ist Poole?«

»Weiß ich nicht«, antwortete er. »Er war nicht mehr da, wo wir ihn zurückgelassen haben. Auch nicht auf dem Weg. Ich denke, er hat entweder versucht, auf eigene Faust zurückzukommen, oder er ist nach oben gelaufen, als er die Schüsse hörte.«

Major Dempsey kam über die Wiese auf uns zugelaufen. »Broussard, was zum Teufel ist da oben passiert?«

»Lange Geschichte, Major.«

Ich setzte mich neben Broussard ins Auto.

»Wo ist das Mädchen?«

»Da oben war kein Mädchen«, erwiderte er. »Das war eine Falle.«

Dempsey beugte sich ins Fenster. »Hab' gehört, die Puppe von der Kleinen schwamm im See?«

Broussard sah mich mit wildem Blick an.

»Ja«, bestätigte ich. »Aber sie selbst hab ich nicht gesehen.«

Broussard legte einen Gang ein. »Ich muß Poole finden, Sir.«

»Sergeant Raftopoulos hat vor zwei Minuten angerufen. Er ist auf der Pritchett Street. Hat gesagt, es gebe ein paar Tote.«

»Wer?«

»Weiß ich nicht.«

Dempsey richtete sich auf. »Ich habe einen Ranger zum Ricciuti Drive herübergeschickt, damit er Ihre Kollegin abholt, Mr. Kenzie.«

»Danke.«

»Wer hat da oben so wild herumgeballert?«

»Ich weiß es nicht, Sir. Aber ich saß richtig in der Falle.«

Das plötzliche Aufheulen der Turbinen erfüllte die Luft, und Dempsey mußte schreien, damit wir ihn verstanden.

»Sie kommen hier nicht raus«, rief er. »Sie sind eingeschlossen. Es gibt keinen Weg nach draußen!«

»Ja, Sir.«

»Keine Spur von dem Mädchen?« Dempsey schien zu glauben, daß er, wenn er die Frage nur oft genug stellte, früher oder später die erhoffte Antwort erhalten würde.

Broussard schüttelte den Kopf. »Hören Sie, Sir, bei allem Respekt, aber Sergeant Raftopoulos hatte auf dem Weg so was wie einen Herzinfarkt. Ich will zu ihm rüber.«

»Dann los!« Dempsey trat zur Seite und bedeutete mehreren Wagen, hinter uns herzufahren, während Broussard aufs Gas stieg und den Abhang herunterraste. An einer Baumreihe riß er das Lenkrad herum und wirbelte auf einen staubigen Feldweg, einige Sekunden später bog er nach links ab und schoß einen mit Schlaglöchern gepflasterten Weg hinunter auf die Abfahrt der Schnellstraße zu, die über einen Kreisverkehr zur Pritchett Street führte.

Es ging noch über zwei weitere staubbedeckte Wege, bis wir in die Quarry Street abbogen und die Südseite der Hügel hinunterrasten. Im Rückspiegel hüpften rote und blaue Lichter auf und ab.

Broussard schoß, ohne zu verlangsamen, über ein Stoppschild am Ende der Quarry Street. Mit quietschenden Bremsen fuhr er über die Standspur und bog in den Kreisverkehr, wo er das Gaspedal noch tiefer herunterdrückte. Einen Moment lang verweigerten sich die vier Reifen des Wagens. Das schwere Auto schien zu bocken und sich zu krümmen, als würde es jeden Moment umkippen, doch dann griffen die Reifen, der starke Motor heulte auf, und wir schossen durch den Kreisverkehr.



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